Wie Hochsensible sehen

Der Blick fürs Detail

Details bleiben uns selten verborgen. Mit einem Blick erfassen wir, ob sich unsere Freundin ihren Sessel neu ausgerichtet oder ihrer Topfpflanze einen anderen Platz zugewiesen hat. Ob die Kollegin mit einem neuen Haarschnitt oder einem ungewohnten Kleidungsarrangement am Arbeitsplatz erscheint. Oder ob der Hausmeisterdienst auch an den schwer zugänglichen Stellen ordentlich gewischt hat.

Der Blick für Stimmungen

Wir fühlen nicht nur, ob es unseren Liebsten, den KollegInnen und ChefInnen, den VerkäuferInnen oder PaketbotInnen, den Bedienungen oder einem Menschen auf der Straße gut geht oder nicht. Wir sehen es auch. Wir sehen es an der Körperhaltung, der Art zu gehen, an der Mimik, an den Augen, dem ganzen Auftreten. 

Der Blick fürs Ästhetische

Hochsensible mögen es schön. Das bedeutet natürlich für jedeN von uns etwas anderes. Dennoch kenne ich fast nur Hochsensible, die sich selbst als ästhetische Menschen bezeichnen würden. Sie genießen es, wenn etwas stimmig und harmonisch eingerichtet oder liebevoll arrangiert ist. An solchen Orten fühlen sie sich wohl.

Der Blick für Zusammenhänge

Sehr oft höre ich von hochsensiblen Menschen etwas wie "wenn ich diese Situation betrachte, dann sehe ich diesen oder jenen Zusammenhang, wie dieser Aspekt jene Reaktion hervorruft, wie dieses Handeln zu jenem Resultat führt." Streng genommen ist das kein Sehen im eigentlichen Sinne, eher eines im übertragenden Sinne. Ein inneres Bild, das sich vor unseren Augen formt und uns einen Blick in systemische oder persönliche Zusammenhänge schenkt. Das sich auch von unseren Erfahrungen und unserem Bauchgefühl nährt. Ein Bild, das andere zum selben Zeitpunkt nicht unbedingt genauso "sehen", mit dem wir aber sehr oft richtig liegen. 

Der Blick in andere Sphären

Einigen Hochsensiblen (gern als Hochsensitive bezeichnet) ist auch ein Blick in andere Sphären geschenkt. Eine Hellsichtigkeit. Die einen mögen die Aura eines Menschen, eines Tieres oder einer Pflanze sehen. Andere wiederum empfangen innere Bilder, Visionen von ihrem Höheren Selbst oder ihren Geistigen Helfern. Diese Visionen können (symbolische) Bilder sein, die sich mit Empfindungen, Gefühlen, Stimmungen oder auch Gerüchen oder einem Geschmack anreichern und nur als Ganzes einen Sinn ergeben oder zu entschlüsseln sind. 

Interessant finde ich, dass mir bei meinem ausgeprägten Blick fürs Detail oft entgeht, ob jemand eine Brille trägt oder nicht. Gut die derzeit in Mode geratenen auffälligen Brillengestelle fallen mir schon ins Auge. Aber weniger dick gerahmte Brillen übersehe ich gern mal. Öfter stelle ich fest, dass ich offensichtliche Dinge manchmal übersehe oder mich rückblickend nicht an sie erinnere, während ich sehr wohl eher unwesentliche Details wahrnehme und erinnere.

Ich spüre immer mehr, dass ich mir mit der Zeit eine bestimmte Art des "Sehens" zur Gewohnheit gemacht habe. Eine sehr auf Details und Stimmungen, auf innere Bilder und Botschaften der geistigen Welt fokussierte Art des Sehens. Alles, was außerhalb dieses Fokus liegt, entgeht mir deshalb oft. 

So ähnlich mag es Menschen ergehen, die viel Bildschirmarbeit leisten und ihren Blick auf einen Abstand von 25 cm trainieren. Mit der Zeit verliert ein solcher Mensch die Fähigkeit in anderen Distanzen gut sehen zu können und darf es mittels Augentraining neu lernen (oder schafft sich der Einfachheit halber eine Brille an ;-)). 

Umso dankbarer bin ich für meine ausgeprägte und mit vielen Hochsensiblen geteilte Neugier. So bewege ich mich immer wieder in neue Erfahrungsräume und darf dort auch neue Formen der Sinneswahrnehmung und des Sehens erlernen und üben.

Wie ergeht es dir mit dem Sehen? 

Hast du noch ein anderes Seh-Talent an dir entdeckt als die, die ich hier notiert habe?

Neugierige, zart-starke Grüße,

deine Inga 

Dieser Artikel könnte dich auch interessieren

Wie Hochsensible fühlen