Teil 2: Körperliche Grenzen und was Hochsensible belastet und krank macht
Da wir hochsensible Menschen mehr Sinneseindrücke in uns aufnehmen, haben wir auch mehr zu verarbeiten. Das braucht Zeit und Ruhe. Gönnen wir uns diese nicht oder meinen wir, das Tempo in unserer beschleunigten Leistungsgesellschaft mithalten zu müssen, kann uns das erschöpfen, stressen und auch krank machen.
Ich durfte meine körperlichen Grenzen in diesem Jahr intensiv erforschen und erfahren, wie sich lang andauernder Stress als körperliche Krankheit manifestiert. Was ist es, was Hochsensible krank macht?
Wo und wie sich Stress und Erschöpfung körperlich zeigen
2020 war für mich wie für so viele (hochsensible) Menschen ein Jahr mit vielen Herausforderungen. Existenzielle Sorgen und Nöte blieben mir zwar erspart, doch brachten mich die Begleitung meiner kranken Eltern und die kollektive Unruhe, die heftigen Energien des Umbruchs in Wirtschaft und Gesellschaft sehr an meine Grenzen - psychisch und körperlich.
Alle Emotionen und energetische wie körperliche Schwächen, die ich bisher nicht vollständig ausgelebt und geachtet hatte, traten rumorend an die Oberfläche. Ich konnte kaum mehr meine Energie halten und die mühsam ausbalancierten inneren Kräfte gerieten aus dem Gleichgewicht. Durch Stress, Anspannung und Energieblockaden bereits geschwächte Organe zeigten deutlich, dass sie am Rande des Machbaren agierten.
=> Viele Erlebnisse waren für mich im wahrsten Sinne des Wortes unverdaulich und schlugen mir auf Magen und Darm.
=> Einiges hat meine Wut geweckt, ließ mich "Gift und Galle" spucken und schwächten meine Leber.
=> Ängste und Überforderung haben meine Nieren und Nebennieren geschwächt.
=> Die ständige Anspannung, die eine Begleitung schwer kranker Angehöriger mit sich bringen kann, raubte mir den erholsamen Schlaf und brachte meine Nerven zum vibrieren.
Dennoch kann ich nicht behaupten, dass mich meine Hochsensibilität krank gemacht hätte. Es waren vielmehr meine Überzeugungen, meine hohen Ansprüche an mich selbst, die mich zu mehr Handeln drängten als mir gut tat. Die es mir schwer machten, mir meine Ruhezeiten und meinen Rhythmus zu erlauben. Die es mir schwer machten, loszulassen, zu vertrauen, Dinge ruhen und Aufgaben unerledigt zu lassen.
Lerne mehr über die Besonderheiten der Hochsensibilität!
Erste Anzeichen körperlicher Überlastung erkennen und reagieren
Kurz vor der Überlastung - Mein Bauchgefühl
Anzeichen, dass meine körperlichen Grenzen bald erreicht sein werden, sind in der Regel kleine zarte "Bauchgefühle", die mir signalisieren: "Mach das nicht.", "Das fühlt sich nicht mehr stimmig an." Leider folge ich diesem Gefühl noch immer nicht vollständig. Manchmal setzt sich der Kopf durch. Manchmal ist der Sog der Überzeugung, dass ich etwas schaffen muss, um etwas anderes erreichen zu können, einfach noch größer. Und dann lande ich eben doch in der Überlastung.
Überlastung - Erste Krankheitssymptome oder eine größere Erkrankung
Die Anzeichen körperlicher Überlastung zeigen sich mir oft in Form von länger anhaltender Müdigkeit und großem Rückzugsbedürfnis. Sie stehen natürlich im Wechselspiel mit geistiger Überlastung und psychischer Überlastung. Deshalb ist es immer wertvoll, alle Ebenen mit einzubeziehen, um wieder in die Balance zu finden. Aber eine Extraportion Schlaf tut immer gut. :-)
Nervosität, schnelles Aufbrausen sowie Ein- und / oder Durchschlafstörungen sind für mich ebenfalls Anzeichen nervlicher Überreizung durch das Jonglieren zu vieler Aufgaben oder durch zu viele Eindrücke und Erlebnisse. Sie sind mir dringende Einladung zum Rückzug und zur Entschleunigung des Alltags.
Leichter Magendruck zeigt bei mir immer an, dass ein Erlebnis oder Nahrung nicht gut verdaulich ist und ich davon deutlich weniger oder nichts mehr in meinem Alltag brauche. Hier ist gesunde Ernährung, langsames Essen sowie Abgrenzung und eine achtsame Auswahl dessen gefordert, was oder wen ich in meinem Leben Raum geben möchte.
Kopfschmerzen und Migräne haben mir oft gezeigt, dass etwas mit der körperlichen und psychischen Entgiftung nicht so recht klappt oder dass mir etwas Kopfzerbrechen bereitet. Eine Einladung, Körper, Wohnräume und das soziale Umfeld "aufzuräumen".
Leichter Druck im HerzBrustRaum zeigt mir, dass ich einer Traurigkeit in mir Raum geben sollte.
Schmerzen in den Brüsten laden mich ein zu schauen, was und wen ich nähre und was bzw. wen ich wirklich nähren will. Wie gut ich mich selbst nähre, was mir guttun würde, was ich sein lassen sollte. Von der Art der Bekleidung bis zu geistiger, seelischer und körperlicher Nahrung und der Art von Beziehungen, lohnt es sich, alles unter die Lupe zu nehmen. ;-)
Atembeschwerden laden mir zum Durchschnaufen und Loslassen ein. Was ist es, das mir den Atem raubt? Es gilt, mich zu befreien und beengende Gedanken und Beziehungen zu bereinigen.
Infektanfälligkeit zeigt mir, dass mein Körper zu viel Stress hat, er zu viel auszugleichen hat, um auch noch Keime, Viren oder Bakterien erfolgreich unschädlich machen zu können. Dann ist es dringend Zeit, mein Immunsystem zu stärken, mir Ruhe zu gönnen, viel zu schlafen und jeden Stress zu vermeiden.
Eine Borreliose zeigte sich mir als eine sehr hilfreiche Erkrankung, die meine Körperwahrnehmung geschult und mich Demut gelehrt hat, die jede Schwachstelle des Körpers in den Fokus gerückt und damit zur Heilung eingeladen hat.
Alles hat seinen Sinn - Wie du die Botschaften deines Körpers erforschen kannst
Diese Liste an Symptomen und den für mich gefundenen Bedeutungen könnte ich tatsächlich beliebig fortführen. Um der Übersicht halber stoppe ich hier und lade dich stattdessen ein, bei Erkrankung oder Erschöpfung liebevollen Kontakt mit deinem Körper aufzunehmen und ihn zu befragen, was er braucht, worauf er dich aufmerksam machen möchte und wie eine Heilung von dir unterstützt werden kann. Denn jeder Mensch, jeder Körper ist einzigartig. Und vielleicht verstecken sich hinter ähnlichen Symptomen doch unterschiedliche Botschaften für dich und für mich. :-)
Sehr hilfreich kann dir bei der Erforschung deiner Symptome zum einen die systemische Aufstellungsarbeit (bei der ich dich gern unterstütze) wie auch das Buch "Krankheit als Weg" von Thorwald Detlefsen und Rüdiger Dahlke sein. Hier findest du es bei buch7.de, dem sozialen Buchhandel.
Und natürlich kann auch die Begleitung einer HeilpraktikerIn und einer ÄrztIn deines Vertrauens sehr wichtig sein! Es dauert zwar manchmal etwas, bis man ärztliche Begleitung findet, die die Hochsensibilität kennt und bei der Behandlung einbezieht, aber es gibt sie! :-)
Was mir geholfen hat - Wie du deine körperlichen Grenzen achtest
Wenn ich alles langsamer und mit mehr Pausen mache*, kann ich mein Bauchgefühl, die Zeichen meines Körpers, meine Grenzen besser spüren und wahren. Dann bin ich achtsamer, entspannter und rutsche nicht ins "Funktionieren", bin mehr bei mir und kann auch besser Nein sagen oder Aufgaben unerledigt lassen.
* Damit meine ich die Verlangsamung so ziemlich jeder Bewegung. Der des Gehens, der des Kochens, der des Tischdeckens, der des Putzens, der der Körperpflege, der des Kauens...
Das wirkt Wunder - Versuch's mal mit Gemütlichkeit. ;-)
Mir selbst die Erlaubnis zu geben, meinem Tempo und meinem Rhythmus zu folgen, ist unfassbar befreiend.
Und zu erkennen und immer wieder bewusst zu machen, dass ich nicht "falsch" sondern genau richtig bin, so wie ich bin. Und mir die Welt so zu gestalten, wie sie mir gefällt, das bringt mich wieder raus aus dem Jammertal und rein in meine Kraft.
In diesem Jahr habe ich so viel Sport getrieben wie in keinem anderen Jahr zuvor. Meine heiß geliebten, sanften und so harmonisierenden Bewegungsformen wie Yoga und Qi Gong bekamen Konkurrenz: Ich begann mit dem Joggen und Radeln. Nur so gelang es mir, das Adrenalin abzubauen, das sich in mir anstaute.
Eine gute Begleitung durch Heilpraktiker und Homöopathen war mir ebenfalls reicher Quell und hat mich auf den Weg der Besserung gebracht. Besonders wertvoll war mir hier das gemeinsame Erforschen, welche Botschaft ein erkranktes Organ und ein Krankheitssymptom für mich bereithalten.
Japanisches Heilströmen (Yin Shin Jyutsu) hat mir geholfen, die Energie in meinem Körper harmonisch fließen zu lassen. Mein liebsten Übungsbücher sind die von Felicitas Waldeck, die du hier bei buch7 findest.
Das Überprüfen und Ablegen unzuträglicher Überzeugungen, Glaubens- und Verhaltensmuster, meiner Ansprüche und meines Perfektionismus' waren ebenfalls und wieder einmal Gold wert. Unglaublich, dass nach so viel innerem Aufräumen immer noch Themen auftauchen, die bereinigt werden wollen. Das Leben Hochsensibler ist eben doch sehr vielschichtig. ;-) Meine liebsten Tipps zum Loslassen nicht mehr dienlicher Überzeugungen findest du in meinem E-Book "Lebe frei!".
Aufräumen! :-) Bei mir schafft die äußere Ordnung auch innere Ordnung. Deshalb tut mir bei nervöser Unruhe Putzen und Aufräumen sehr gut.
Ganz besonderes Geschenk waren mir die Begegnungen mit Baumwesen und der kraftvollen Energie der Natur und der Elemente. Und auch die Begleitung meiner geistigen Helfer hat mir viel Kraft und Optimismus geschenkt. Mehr über diese Aspekte findest du in diesem Artikel in meinem Spiritual Life Blog.
Die Liebe und Dankbarkeit für den eigenen Körper wiederentdecken
Insgesamt hat mir das vergangene Jahr die Möglichkeit geschenkt, meinen Körper noch mehr zu erforschen. Seine Zeichen zu achten. Seine Weisheit zu schätzen. Ihn als die Heimat meiner Seele neu zu erfahren. Ihn noch mehr lieben und achten zu lernen.
Und das hat mich sehr geerdet. Mich in diesem Leben noch mehr ankommen lassen. War ich doch zeit meines Lebens eher auf der Flucht. Wollte gar nicht so sehr Heimat in meinem Körper und auf diesem Planeten finden. Fand ich das, was das Leben mir bot, die Arbeitswelt, das eigenartige, disharmonische Miteinander, der Mangel an Ästhetik und Liebe zur Natur doch völlig irrwitzig.
Nun bin ich ganz intensiv in meinen Mikrokosmos eingetaucht und habe das Wunder des Lebens neu begriffen.
Danke, lieber Körper, dass ich dich bewohnen darf und du mir so viele Erfahrungsmöglichkeiten schenkst. Dass du in jeder Sekunde daran arbeitest, all deine Funktionen ins Lot zu bringen. Das auszugleichen, was ich durcheinanderbringe. Ich betrachte dich nun mit anderen Augen und verspreche dir, deine Zeichen und deine Weisheit zu achten. Danke.
Wie geht es dir als LeserIn? Wie erkennst du, dass deine körperlichen Grenzen erreicht sind und was es zu tun gilt, um wieder in die Balance zu finden?
Ich freue mich auf deinen Kommentar.
Alles Liebe, lebe deine zarte Stärke,
deine Inga
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