Wie du bei dir bleibst und dir deine Kräfte liebevoll einteilst
Kennst du deine Grenzen? Und woran erkennst du, dass sie erreicht sind?
Ich finde es gar nicht so einfach, diese Fragen für mich zu beantworten. Denn ich fühlte mich sehr lange eher darin trainiert, meine Grenzen zu übergehen, um zu funktionieren als sie zu achten und gut für mich zu sorgen.
In diesem Artikel (der dir auch einen kleinen Einblick in meine Webinare und die Jahresgruppe für Hochsensible schenkt) möchte ich dich einladen, über deine Grenzen zu sinnieren und hoffe ein wenig Licht ins Dunkel dieses Themas zu bringen.
Liebevolle Selbstfürsorge statt Abgrenzung
Im Juli hatte ich einen Artikel darüber geschrieben, dass sich meiner Erfahrung nach viele Hochsensible mit der Abgrenzung schwer tun, weil sie glauben, sie müssten dazu in eine Art Kampf- oder Verteidigungsmodus gehen. Viel lieber ist es ihnen, wenn Abgrenzung liebevoll geschieht.
Außerdem durfte ich im Austausch mit anderen Hochsensiblen und in meiner Selbsterforschung feststellen, dass Hochsensible und Feinfühlige eigentlich immer stimmige Lösungen für alle anstreben und sich schon deshalb mit einem klaren Nein schwer tun können. Denn manchmal gibt es ja auch noch ein "ja, unter der Bedingung dass". ;-)
Abgrenzung für hochsensible und feinfühlige Menschen scheint also viel besser aus dem Mitgefühl für uns selbst und andere, aus dem Herzen und der Liebe heraus möglich zu sein. Doch habe ich an mir selbst beobachtet, dass das Mitgefühl für mich selbst, das Erkennen meiner eigenen Grenzen eine echte Herausforderung war und immer noch ist.
Ich war von Kindesbeinen an viel geübter darin, meine Grenzen zu übergehen, um in Schule, Familie oder Beruf zu "funktionieren" oder Frieden und Harmonie zu stiften. Dabei habe ich mich selbst oft übergangen. Erst die Erschöpfung nach längerer Überschreitung meiner eigenen Grenzen machte mir klar, dass ich mir zuviel zugemutet hatte.
Wenn es dir ähnlich geht, dann können dir folgende Fragen sehr dienlich sein, um dich wieder in Kontakt mit deinen Kräften, Grenzen und Bedürfnissen zu führen.
Hilfreiche Fragen
Wenn das Thema Grenzsetzung und liebevolle Selbstbehauptung wichtig für dich ist, dann bist du herzlich eingeladen, dir ein paar Minuten ungestörter Zeit zu nehmen und dich mit diesen Fragen zu beschäftigen:
- Als wie kraftvoll / energetisch empfindest du dich auf einer Skala von 1 bis 10, wobei 1 der niedrigste Wert ist?
- Woran erkennst du, dass dir deine Kräfte ausgehen?
- Woran erkennst du, wenn du in deiner vollen Kraft bist?
- Was nährt deine Kraft?
- Woran erkennst du, dass du deine Grenzen überschritten hast / über deine Kräfte gegangen bist?
- Wie könntest du deine Grenzen bereits vor Erreichen erkennen?
Die Antworten auswerten - Umsetzung starten
Hast du Antworten auf die obigen Fragen gefunden? Ich finde, die haben es echt in sich. Vielleicht brauchst du wie ich mehrere Anläufe, um sie zu deiner Zufriedenheit zu beantworten.
Ja, und dann hast du deine Antworten. Aber was dann? Dann gilt es natürlich, etwas daraus zu machen. Dich selbst in deinem Alltag zu beobachten, wie du vielleicht (d)ein Kind beobachten würdest, während es etwas Kniffliges lernt - immer bereit, ihm helfend zur Seite zu springen.
Und dann übst du! Du übst wie ein kleines Kind neue Verhaltensweisen ein. Immer dann, wenn du feststellst, dass du über deine Kräfte zu gehen drohst, hältst du inne und schaust, was du tun kannst, um in deiner Kraft zu bleiben. Gilt es dich anderen zu erklären, dich zurückzuziehen, Aufgaben zu delegieren, etwas zu tun, was dir gut tut...? Dann tue genau das!
Diese Phase des Umlernens ist durchaus langwierig und ein wenig kräftezehrend. Deshalb brauchst du jetzt jede Menge Selbstliebe und auch liebevolle Disziplin. Aber du darfst alles spielerisch und mit Leichtigkeit nehmen. Verzeihe dir und anderen großzügig, wenn du noch nicht das Ergebnis vorfindest, das du dir wünschst. Alles hat seine Zeit! Schau, wie lange du gebraucht hast, laufen zu lernen. Und du hast es geschafft! Also wirst du es auch schaffen, dein Verhalten dir selbst und anderen gegenüber neu zu gestalten - in deinem Tempo, liebevoll und achtsam mit dir selbst!
Intention für den Tag setzen
In der Phase des Erlernens neuer, dir zuträglicher Verhaltensweisen, kann es seeeehhhr hilfreich sein, einen täglichen Anker zu haben.
Ich persönlich liebe es sehr, noch morgens im Bett jedem Tag (m)eine innere Ausrichtung zu geben und mit positiven Gedanken und Gefühlen in den Tag zu starten. Dabei helfen mir Intentionen, also bewusst gesetzte, positiv formulierte Absichten.
Für deine liebevolle Selbstfürsorge und Selbstbehauptung könnte eine Intention so aussehen:
"Heute setze ich die Intention, dass alle Erkenntnisse, Informationen und Energien zu mir finden, die es mir leicht machen, mir meine Kräfte in liebevoller Selbstfürsorge gut einzuteilen. Ich achte die Zeichen meines Körpers, meines Geistes und meiner Seele, die mich auf meine Grenzen aufmerksam machen und folge ihrem Rat - zu meinem höchsten göttlichen Wohle und dem höchsten göttlichen Wohle aller Beteiligten. Dabei würdige ich auch die kleinsten Fortschritte und erfreue mich an meinem spielerischen Lernen."
Sprich diese Intention oder eine ähnliche für dich stimmig und positiv formulierte Intention einfach morgens, mittags und abends in Gedanken oder aber laut für dich. Und schau, wie sich dein Tag gestaltet. Die Energie folgt der Aufmerksamkeit. Und deshalb haben bewusst gesetzte und wirklich gemeinte! Intentionen große Gestaltungsmacht in unserem Leben.
Probier's aus!
Liebevolle Selbststärkung - kostenfreie Meditationen & Videos für dich
Kürzlich habe ich auch eine #HerzBusinessMeditation zum Thema aufgezeichnet. Du kannst sie dir kostenfrei in meinem Youtubekanal anschauen. Außerdem habe ich dir einen kurzen Bericht mit meinen vier liebsten Tipps zur Abgrenzung zusammengestellt. Schau mal dieses Video an:
Wenn dir die Videos gefallen und dich nähren, dann freue ich mich über deinen "Daumen hoch" und deine Weiterempfehlung. :-)
Mögen dich die Fragen und die Intention dieses Artikels oder auch die Meditation darin unterstützen, noch kraftvoller durch dein Leben zu gehen, voller Lebensfreude und Mitgefühl in deine Abenteuer einzutauchen. In dem Vertrauen darauf, dass du deine Grenzen erkennst, deine Kräfte einteilst und ganz bei dir sein kannst!
Lebe deine zarte Stärke!
Deine Inga
Kommentar schreiben
Corinna (Dienstag, 29 Januar 2019 15:51)
Hallo Inga!
In finde deine Ideen zu dem Thema sehr gut und sie sind, um sich als hochsensibler Mensch vor Überanstrengung/Überforderung zu schützen auch erstrebenswert. Ich bin 40 Jahre alt und selbst hochsensibel. Das weiß ich allerdings erst seit zwei Jahren. Die Umsetzung vieler Übungen fällt mir unheimlich schwer. Ich habe nun mal 40 Jahre lang alles "anders" gemacht. Vor zwei Jahren kam ich dann an einen Punkt, wo ich nicht mehr konnte und seit dem weiß ich, dass ich hochsensibel bin.
Mein Problem ist jedoch ein ganz anderes: Natürlich ist es wichtig für mich meine Grenzen zu erkennen um dann entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um nicht ständig in die Überforderung zu rutschen und mir selbst zu schaden. Aber was ist mit meinem Umfeld? Damit meine ich z. B. meinen Freundeskreis. Der macht mir da große Sorgen. Ich habe einen recht kleinen Freundeskreis. Was bei hochsensiblen Menschen wohl nicht ungewöhnlich ist. Mir ist mittlerweile klargeworden, dass ich aufgrund meiner Hochsensibilität gewisse Dinge, Termine usw. nicht mehr, oder nur eingeschränkt mitmachen kann. Wenn ich alles mitmache, quäle ich mich selbst. Wenn ich absage oder versuche Kompromisse zu finden, enttäusche ich meine wenigen Freunde. Ich habe da echt Angst den Kontakt zu verlieren. Die meisten kenne ich seit meiner Kindheit. Leider habe ich festgestellt, dass es unheimlich schwer ist ihnen zu vermitteln, was es bedeutet hochsensibel zu sein. Schließlich habe ich ja 40 Jahre lang versucht mitzuhalten. Das ich das nicht mehr kann, verstehen sie nicht, oder wollen es nicht verstehen. Da der Mensch nunmal gern den einfachsten Weg geht, werde ich dann halt garnicht mehr gefragt ob ich zu was Lust habe.
In den letzten zwei Jahren ist mir schon aufgefallen, dass der Kontakt zu ihnen weniger geworden ist. Das macht mich unheimlich traurig und es macht mir auch Angst vor Einsamkeit. Nein, falsch. Eigentlich bin ich phasenweise einsam. Somit bin ich immer hin und hergerissen was ich machen soll. Für mich zur Zeit keine schöne Situation.
Deshalb finde ich es sehr wichtig auch mal diese Seite anzusprechen. Man kann sich die Hochsensibilität noch so schön reden. Wenn man das Glück hat es auch im Alltag auszuleben und in seinem Umfeld auf Verständnis bauen kann, dann hat man sicher den Jackpot geknackt. Aber das kann und ist meiner Meinung nach nicht die Realität. Es ist nicht immer alles so einfach im Alltag umzusetzen. Auch wenn ich es niemandem wünsche, so hoffe ich , dass ich mit diesem Problem nicht alleine bin...
Inga Dalhoff (Mittwoch, 30 Januar 2019 14:59)
Liebe Corinna,
danke für deine so ehrlichen Zeilen! Ja, du bist ganz sicher nicht allein mit deinem Empfinden von Einsamkeit. Ich persönlich kenne sehr gut, was du schreibst und weiß von vielen Hochsensiblen, dass auch sie dann und wann mit Einsamkeit und Nicht-Verstanden-Sein kämpfen.
Mein eigener Freundeskreis hat sich mit den Jahren etwas verändert und ausgedünnt. Die Freunde, die geblieben sind, sind mir sehr wertvoll. Nicht zuletzt, weil sie mich so nehmen, wie ich bin - mit einem grooooßen Bedürfnis nach Rückzug und kleinen, feinen und achtsamen Treffen. :-)
Mir hat in meiner Erkenntnis- und Umbruchphase eine Intention für den Tag sehr geholfen: "Ich ziehe Menschen an, die meine Wahrnehmung teilen." Und so sind neue Freunde hinzugekommen. ;-) Vielleicht magst du diesen Satz einmal für dich ausprobieren, gern auch angepasst an deine Wünsche und Bedürfnisse?
Übrigens habe ich auch einen Artikel zum Thema Einsamkeit bei Hochsensiblen geschrieben und eine Meditation dazu angeleitet, die du kostenfrei anschauen kannst. Vielleicht dienen dir die beiden Dinge? Schau mal hier: https://www.zart-stark.de/einsamkeit-hochsensibilität/
Hab einen wundervollen Tag!
Alles Liebe, deine Inga