Wenn du glaubst, du müsstest alles selbst stemmen
Die meisten Hochsensiblen, die ich kennenlernen durfte, sind wahre Alleskönner. Nicht nur, weil sie zu den Vielbegabten oder Scannerpersönlichkeiten zählen, sondern vor allen Dingen, weil sie schlecht Hilfe annehmen können. Und das hat seinen Preis: Erschöpfung und das Gefühl von Einsamkeit.
Woher die Überzeugung, alles allein meistern zu müssen, wohl kommt?
Ich habe meinen eigenen Weg
Auch ich nehme ungern Hilfe in Anspruch. Und das hat mehrere Ursachen. Zum einen habe ich wenig Vertrauen in das Leben und in andere Menschen vermittelt und vorgelebt bekommen. Meine Eltern sind Kriegskinder und handelten stets vorsichtig und auf Unabhängigkeit bedacht. Und so tat ich es ihnen gleich.
Ein anderer wesentlicher Aspekt, warum ich die Dinge gern selbst erledige und ungern auf die Hilfe anderer zurückgreife, ist aber auch, dass ich einfach anders ticke als die meisten Menschen in meinem Umfeld. Für mich hat es sich als unstimmig, oft sogar als verletzend oder schädigend herausgestellt, wie die meisten Menschen immer einen kühlen Kopf zu bewahren, Lösungen zu erdenken und möglichst rasch zu einem Ergebnis zu kommen. Zu planen, zu delegieren und zu managen.
Ich brauche mein Bauchwissen und mein Herz, um Lösungen für verworrene Situationen zu finden. Und ich brauche meine Zeit, um kleine und große, einfache und komplexe Aufgaben zu bewältigen. Erst wenn die Dinge in mir gereift sind, macht es Sinn, ins Tun zu gehen. Und das entscheidet nicht mein Kopf, sondern mein Herz. Erst wenn die Energie für eine bestimmte Tätigkeit da ist, macht es Sinn loszulegen. Selbst das Putzen geht dann leichter und schneller von der Hand, wenn ich damit warte, bis der innere Impuls dazu kommt. Zeitpläne abzuarbeiten oder mich dem Rhythmus anderer anzupassen, erschöpft mich maximal. Denn ich habe meinen eigenen Rhythmus.
In einer verkopften Leistungsgesellschaft ist diese Herangehensweise weder üblich noch respektiert und sie verwirrt potenzielle Helfer ;-). Und so habe ich entschieden, eben die meisten Dinge auf meine Art selbst in die Hand zu nehmen und teile diese Erfahrung mit vielen anderen Hochsensiblen.
Angst vor Ablehnung, Scham, hohe Ansprüche und wohltuende Kontrolle verleiten zum Selbermachen
Von anderen Hochsensiblen höre ich weitere Gründe, sich für einen manchmal einsamen und beschwerlichen Weg des "Alles-Selbermachens" zu entscheiden. Da sind im Zusammenleben mit anderen Menschen Überzeugungen entstanden, die viele Hochsensible miteinander teilen. Siehe auch Die häufigsten Glaubenssätze Hochsensibler. Und viele dieser Überzeugungen führen pfeilgenau dazu, dass wir die Dinge lieber selbst in die Hand nehmen, als sie an andere zu delegieren oder jemanden um Unterstützung zu bitten.
So mancher hochsensible Mensch schämt sich einfach, dass er etwas nicht schafft - sei es zeitlich, körperlich, seelisch oder psychisch. Denn eine der häufigsten Überzeugungen Hochsensibler ist, dass sie sich nicht so leistungsfähig wie andere fühlen. Wenn andere dieses oder jenes meistern, meinen sie, auch sie müssten das auf die gleiche Art und Weise meistern können. Sie sind in Sorge, dass ihr Umfeld sie abwerten könnte, wenn sie (schon wieder) um Hilfe bitten.
Sehr oft höre ich, dass sich hochsensible Menschen von ihrem Umfeld nicht verstanden fühlen. Dass sie die Erfahrung gemacht haben, dass ihr Umfeld, selbst ihre engsten Vertrauten, ihre Wahrnehmungen und Empfindungen nicht teilen, nicht nachvollziehen können und deshalb oftmals auch nicht respektieren. Vor dem Hintergrund fällt es besonders schwer, um Hilfe und Unterstützung zu bitten. Denn die Erwartung ist ohnehin die, auch in der Bitte um Unterstützung nicht verstanden und respektiert zu sein.
Hinzu kommt, dass wir Hochsensible hohe Ansprüche an uns selbst und andere hegen und festgestellt haben, dass ein Unterstützer die Dinge selten so für uns erledigt, wie wir uns das vorstellen. Und bevor wir Zeit in Nachbesserungen oder intensive Einarbeitung unserer Helfer investieren, erledigen wir die Aufgaben eben schnell selbst. ;-) Kommt dir das bekannt vor?
Mir persönlich schenkt es auch ein Gefühl von Kontrolle, Halt und Unabhängigkeit, wenn ich die Dinge selbst erledige. Es entstehen keine "Verpflichtungen" und ich weiß genau, was wie erledigt wurde, wo zu finden ist usw.
Sei dir treu und sorge liebevoll für dich
Selbstverständlich haben wir immer die Wahl, unsere Überzeugungen zu überprüfen und zu schauen, ob sie uns noch dienlich sind. Ob wir nicht vielleicht ohne sie besser Hilfe annehmen können und diese Überzeugungen deshalb lieber ablegen. Das ist wertvoll. Und wie das geht, erfährst du in meinem E-Book "Lebe frei!", das du in meinem SpiritualLifeBlog erwerben kannst.
Gleichzeitig mag es auch Aspekte deines Handelns geben, die dir absolut wichtig sind und von denen du nicht abweichen möchtest. Das ist für mich z.B. die Art, Entscheidungen mit dem Herzen und in meiner Zeit zu treffen. Davon möchte ich keinesfalls abrücken. Ich finde sogar, davon könnten sich andere eine Scheibe abschneiden. ;-)
Auf die Hilfe meines Freundes im Haushalt greife ich aber inzwischen wirklich gerne zurück, auch wenn ich das ein oder andere Mal "hinterherputze" - heimlich natürlich (wie beruhigend, dass er selten meine Artikel liest ;-)). Dafür habe ich mich von meinem Wunsch nach Kontrolle und Ordnung gelöst. Das war und ist maximal wohltuend.
Damit will ich sagen: Schau sehr achtsam darauf, an welchen Stellen du dich hier und heute bereit fühlst, doch etwas mehr Hilfe anzunehmen - in liebevoller Selbstfürsorge. Wo du bereit bist überkommene Überzeugungen loszulassen und vergangenen Verletzungen und Enttäuschungen keine Macht mehr über dein jetziges Leben einzuräumen.
Und schau gleichzeitig, was dir wirklich wichtig ist, was dich ausmacht, dir am Herzen liegt und bleibe dir in diesen Dingen treu - unbedingt und in liebevoller Achtsamkeit deiner Einzigartigkeit und Besonderheit.
Denn wenn du dir selbst erlaubst, immer mehr in deiner zarten Stärke anzukommen, schenkst du auch anderen den Raum, das Gleiche zu tun!
Lebe deine zarte Stärke!
Alles Liebe, deine Inga
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Sabrina (Samstag, 08 August 2020 04:56)
Danke für diese wunderbaren liebevollen Worte :-*
Ich bin schwanger und da kommen besonders Ängste hervor, die man vorher besser unter Kontrolle hatte, sich diesen "Geistern" aber jetzt stellen "muss".
Inga Dalhoff (Montag, 10 August 2020 15:40)
Liebe Sabrina,
herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft!!! Ich hoffe, du kannst sie und das Wunder des in dir heranwachsenden Wunders genießen! Ja, eine Schwangerschaft und das Muttersein verändern alles im Leben, gell?! Ich wünsche dir ganz viel Freude, Kraft, Leichtigkeit und Gesundheit. Mögest du liebevoll mit deinen Ängsten reden und sie heilen können. Dazu habe ich auch einmal ein Video aufgezeichnet. Vielleicht ist es dir dienlich?
Schau mal hier: https://www.youtube.com/watch?v=C6RWjP943GM&t=1s
Alles Liebe, deine Inga
Maria (Donnerstag, 17 Dezember 2020 23:25)
Danke.
Inga Dalhoff (Freitag, 18 Dezember 2020 15:51)
Gerne, liebe Maria! :-)
Tom (Sonntag, 04 Juli 2021 11:18)
Danke Inga.
Es ist wundervoll, wenn man beim Lesen feststellt und bestätigt wird, dass "wir" nicht allein und so sind.
Besonders als Mann ist HSP für mich eine tägliche Herausforderung, als dass ich immer wieder zweifel überhaupt HSP zu sein.
Blogs und Erklärungen, wie auch deiner hier, geben mir oft neuen Mut und Kraft, dass es richtig ist so leben zu können dürfen wollen.
Danke!
Inga Dalhoff (Montag, 05 Juli 2021 10:54)
Lieber Tom,
danke dir für deinen Kommentar! Ja, ich kann mir gut vorstellen, dass du als hochsensibler Mann nicht ins klassische männliche Rollenbild passt und es deshalb nicht immer ohne Herausforderung ist, das Leben dir entsprechend zu gestalten.
Kennst du schon meinen Artikel zu diesem Thema? Vielleicht findest du dich dort wieder?
https://www.zart-stark.de/das-dilemma-hochsensibler-m%C3%A4nner/
Und solltest du einmal den Wunsch nach Austausch unter hochsensiblen Männern verspüren, kann ich dir Jean-Christoph von Oertzen sehr empfehlen. Er betreibt u.a. den Podcast "einfach hochsensibel". Schau mal hier: https://einfach-hochsensibel.de/ueber-jean-christoph-von-oertzen
Hab eine gute Zeit ganz nach deinem Rhythmus und deinen Talenten entsprechend,
alles Liebe, deine Inga
Baai (Montag, 11 April 2022 11:45)
Du spichst mir aus der Seele und es tut so gut zu lesen, dass es nicht nur mir so geht, mit dem Hilfe ablehnen. Und es ist ermutigend. Sowohl dazu mir Hilfbedürftigkeit zu erlauben, als auch meine Ängste, Ablehnung von Hilfe besser zu verstehen und mich damit ernst und anzunehmen. Danke!
Inga Dalhoff (Montag, 11 April 2022 15:02)
Sehr gerne, liebe Baai!
Danke für dein Teilen.
Alles Liebe und viel Kraft & neue Leichtigkeit für deinen Weg,
deine Inga
Sina (Sonntag, 01 Mai 2022 15:32)
Ich habe vor kurzem festgestellt, dass ich HSP bin und fange an mich intensiv damit zu beschäftigen. Dein Artikel tut mir sehr gut und es bestätigt mein Denken und Handeln. Es tut gut zu wissen, dass es Möglichkeiten gibt den Umgang damit HSP zu lernen.
Inga Dalhoff (Montag, 02 Mai 2022 13:59)
Liebe Sina,
wie schön, dass du deine Hochsensibilität entdeckt hast. Sie ist so ein wundervolles Geschenk. Zugegebenermaßen nicht ohne Herausforderungen, doch eine wirkliche Bereicherung.
Vielleicht ist die Jahresgruppe für Hochsensible für dich ein wundervolles Übungsfeld? Du kannst dich gern ab dem 18.05. anschließen oder hineinschnuppern. :-)
Alles Liebe, hab eine wundervolle Zeit, deine Inga
Mickey (Sonntag, 08 September 2024 15:53)
Würde gerne hilfe annehmen aber in meiner Situation gibt es keine Anlaufstelle
Nur für Pflegebürftigte Senioren
Inga Dalhoff (Montag, 09 September 2024 09:47)
Lieber Mickey,
wobei benötigst du denn Unterstützung? Vielleicht kann jemand aus meiner Community helfen oder Rat schenken.
Alles Liebe für dich und vor allen Dingen die Unterstützung, die du dir wünschst. Vielleicht kommt sie auf unvertrauten Wegen und jenseits öffentlicher Anlaufstellen zu dir?
Deine Inga
Marianne (Sonntag, 22 September 2024 10:37)
Hallo Inga,kann es sein,daß man als hochsensibler Mensch sehr lange braucht um Erschöpfung und eine Art Burnout zu verarbeiten und endlich zu sich selber findet. Bei mir ist auch der Übergang zur Rente mit dabei. Kannst du mir da bitte weiterhelfen, lg Marianne
Inga Dalhoff (Montag, 23 September 2024 08:29)
Liebe Marianne,
in der Tat erlebe ich es bei Hochsensiblen öfter, dass Stress und emotional anstrengende Ereignisse lange in Hochsensiblen nachklingen. Oft sind auch erschöpfte Nebennieren eine Ursache dieser Erschöpfung. Schau gern mal in diesen Artikel rein: https://www.zart-stark.de/hochsensibilität-und-nebennierenschwäche/.
Und ein so spannender Übergang von einer Lebensphase in die nächste kann natürlich sehr fordern. Wenn du magst, vereinbare gern ein kostenfreies Kennlerngespräch. Den Link findest du ganz unten auf meiner Beraterseite: https://www.zart-stark.de/beratung/ Dann können wir in aller Ruhe klären, welche Unterstützung du dir wünschst und wie ich dir behilflich sein kann.
Alles Liebe, deine Inga
Marianne (Dienstag, 24 September 2024 12:02)
Hallo Inga,danke für deine Antwort, ich würde dir gerne öfter schreiben, ist das hier die richtige Adresse oder gibt es noch eine andere Möglichkeit?
Ich melde mich ganz bald wieder, lg deine Marianne
Inga Dalhoff (Freitag, 27 September 2024 10:15)
Liebe Marianne,
schreibe mir gern deine Fragen und Anmerkungen zu den einzelnen Blogartikeln hier in die Kommentare. Du kannst auch gern via Facebook (https://www.facebook.com/zartstark) oder LinkedIn (https://www.linkedin.com/in/inga-dalhoff-b7a17b249/) deine Fragen stellen.
Wenn du den Austausch suchst, dann ist vielleicht auch die Jahresgruppe für dich interessant? (https://www.zart-stark.de/akademie/jahresgruppe/)
Alles Liebe für dich!
Deine Inga
Marianne (Dienstag, 08 Oktober 2024 12:51)
Hallo Inga,warum ist es für mich so schwierig, nach Jahren einer Art fremdbestimmten Lebens jetzt endlich das zu tun was meiner Natur entspricht das jetzt Schritt für Schritt zutage kommt und endlich gelebt werden will.Ist das ein Prozess wo Geduld gefragt ist?
Lg Marianne
Inga Dalhoff (Mittwoch, 09 Oktober 2024 20:23)
Liebe Marianne,
ja, manchmal braucht es ein bisschen Geduld. :-)
Vor allen Dingen aber braucht es die Transformation deiner inneren Antreiber und Überzeugungen, die zu der Fremdbestimmung geführt haben. Dafür gibt es verschiedenste Techniken, wie z.B. die Klopftechnik, Hypnose oder systemisches Arbeiten. Ich bevorzuge die THEKI®-Methode, weil sie schnell, einfach und tiefgreifend wirkt.
Vielleicht hast du selbst bereits die ein oder andere Methode kennengelernt und kannst jetzt auf sie zurückgreifen?
zart starke Grüße, deine Inga
Marianne (Donnerstag, 10 Oktober 2024 17:43)
Vielen lieben Dank für deine Antwort, auch ich bin immer wieder sehr dankbar um Beiträge die zu einer Zugehörigkeit als Hsp-
Mensch führen und dabei ein Stück zuhause finden kann, lg Marianne
Inga Dalhoff (Freitag, 11 Oktober 2024 15:09)
Das freut mich, liebe Marianne!
Marianne (Sonntag, 20 Oktober 2024 13:46)
Hallo Inga, bitte schau in deinen Blog Artikel vom sein und Langsamkeit, lg Marianne