Oder: Warum sich Hochsensible so oft mit Sinnfragen beschäftigen
Ich stelle immer wieder fest, dass sich hochsensible Menschen sehr viel mit Sinnfragen aller Art beschäftigen. Und viele Hochsensible hinterfragen sowohl ihr eigenes Leben und ihr eigenes Verhalten dezidiert, als auch familiäre, gesellschaftliche und wirtschaftliche Strukturen.
Oft führen ihre Sinnfragen sie auch zu philosophischen, religiösen, im positiven Sinne esoterischen, psychologischen oder übersinnlichen Aspekten des Lebens. Denn sie suchen einfach nach dem großen Zusammenhang, nach einem schlüssigen Erklärungsmodell für das so unausgereift erscheinende weltliche Dasein.
Sind deshalb alle Hochsensible spirituell? Und warum stellen sie sich so oft Sinnfragen? Oder ist dieses Hinterfragenwollen und Hinterfragenkönnen gerade der Sinn der Hochsensibilität?
Jeder Mensch ist auf seine Art spirituell
Die Antwort auf die Frage, ob nun alle Hochsensiblen spirituell sind, hängt für mich davon ab, wie wir Spiritualität definieren.
Wenn wir Spiritualität so interpretieren, dass sie das Sammeln von Erfahrungen jeglicher Art, das Erlernen der menschlichen und gesellschaftlichen Spielregeln, das Suchen nach einem stimmigen Weltbild widerspiegelt, dann lautet meine Antwort JA.
Wenn wir Spirituellsein allerdings so definieren, dass sie zusätzlich zu den oben genannten Aspekten mit einer Beschäftigung mit den Inhalten von Weltreligionen, mit Esoterik, mit Philosophie, mit Bewusstseinsarbeit oder mit unserem sechsten Sinn einhergeht, dann lautet meine Antwort NEIN.
Es gibt meiner Erfahrung nach auch jede Menge Hochsensible, die sich keinen Deut für das "Göttliche", für Übersinnliches, Philosophisches oder Religiöses interessieren. Aber auch sie sind in der Regel Zweifelnde, Hinterfragende und Suchende, nur eben in einem anderen Kontext.
Vom spirituellen "Irrglauben"
An der Stelle ist es mir wichtig zu schreiben, dass jeder Weg, Sinnfragen zu stellen oder auch keine zu stellen, sein Leben zu meistern und dabei Fehler zu begehen, gleich wertvoll ist. Sehr oft höre ich von Menschen aus "alternativen Kreisen", dass sie bereits seit vielen Jahren auf ihrem spirituellen Weg sind. Sie meinen damit ihre Bewusstseinsarbeit, ihre Selbstbefreiung, ihre Beschäftigung mit dem "Göttlichen" in sich und um sie herum. Das macht sie sehr stolz, denn sie waren und sind darin oft Pioniere, die durch ihren Vorbildcharakter viele Menschen angesteckt und verknöcherte Strukturen aufgebrochen haben.
Und ganz ehrlich: Mir geht es ähnlich! Auch ich bin stolz darauf, mich so ehrlich und eigenverantwortlich mit mir selbst, mit meinen Licht- wie auch mit meinen Schattenseiten zu beschäftigen. Mich selbst und die mich umgebenden Strukturen zu hinterfragen, nach einem für mich stimmigen Weltbild zu forschen. Das ist keine leichte Aufgabe. Und deshalb erfreue ich mich an meinen Fortschritten und freue mich auch, wenn ich mich mit anderen Gleichgesinnten darüber austauschen kann.
Wenn wir allerdings glauben, dass unser Weg der einzig wahre und unumstritten richtige für alle Menschen ist, dann tappen wir in eine gefährliche Falle, die so gar nicht mit den eigenen "spirituellen" Grundsätzen vereinbar ist.
Weil sich unser eigener Weg als so überaus stimmig, befreiend und erweiternd herausgestellt hat, möchten wir vielleicht möglichst viele Menschen mit auf diesen Weg nehmen. Nur ist das für die anderen möglicherweise überhaupt nicht stimmig und in ihrem Leben vielleicht sogar in keiner Weise vorgesehen. Unter Umständen möchten sich andere Menschen auf eine ganz andere Art und Weise erleben. Das dürfen wir erkennen und respektieren.
Und warum stellen sich Hochsensible nun so viele Sinnfragen?
Hochsensiblen Menschen wird eine Neigung zur Vielbegabung und eine besondere Fähigkeit zum vernetzten Denken zugeschrieben. Unser erweitertes Bewusstsein, unsere besondere Wahrnehmungsfähigkeit, unser Wunsch, all unser Erlebtes intensiv nachzubereiten, legt sicherlich den Samen für dieses Stellen von Sinnfragen.
Unsere Wahrnehmungsfähigkeiten empfinde ich als besonderes Geschenk an uns, als ein Kerntalent aller Hochsensibler. Und ich bin der Meinung, dass uns Talente stets geschenkt sind, um sie für uns selbst zu nutzen und sie in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen, also auch andere daran teilhaben zu lassen.
So könnten uns unsere Talente der Hochsensibilität im höheren Sinne dafür geschenkt worden sein, dass wir genau das tun, was wir offensichtlich so gern tun: Hinterfragen - egal in welchem Kontext. Vielleicht sind wir genau deshalb inkarniert? Vielleicht sind wir genau so gemeint? Vielleicht ist das unser Beitrag für ein gelingendes Miteinander in dieser Welt - das Hinterfragen, in uns bewegen, nach immer stimmigeren Lösungen suchen? Ich finde JA.
Also packen wir es an! Hinterfragen wir, brechen wir verstaubte und verknöcherte Strukturen in uns und / oder in unserem Umfeld auf, sprechen wir unsere Wahrheit achtsam und respektvoll aus, schauen, auf welch fruchtbaren oder unfruchtbaren Boden sie fällt. Und lassen wir einem Jeden seinen eigenen (spirituellen) Erfahrungsweg! :-)
Lebe deine zarte Stärke!
Alles Liebe, deine Inga
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Monika König (Freitag, 31 August 2018 20:39)
Ja, hinterfragen ist mein Hobby. Manchmal ist es anstrengend. Aber wenn ich meine Wahrheit mit anderen teile habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass es auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Das bestätigt meine Empfindungen.
Danke schön für diesen Beitrag! Alles Liebe und Gute für dich!
LG
Inga Dalhoff (Sonntag, 02 September 2018 13:57)
Wie spannend, liebe Monika! Danke, dass du deine Erfahrung mit uns teilst! Mögest du ganz viele Menschen mit deinen sinnstiftenden Fragen und Antworten inspirieren! :-) Alles Liebe, deine Inga