Und warum sich Hochsensible längst nicht über alle Geschenke freuen
Weihnachten steht vor der Tür und die Diskussion über das Schenken oder nicht Schenken treibt so manche Familie um.
Ich persönlich finde es maximal stressig, zu Weihnachten unbedingt ein Geschenk für meine Liebsten finden zu müssen. Oft will mir partout nichts einfallen. Schließlich haben alle alles. Gleichzeitig werde ich auch nicht immer gern beschenkt, warum das so ist, das liest du hier:
Das stimmige Geben und Nehmen ist für Hochsensible ein vielbewegtes Thema. So oft höre ich von hochsensiblen KundInnen, was auch ich selbst so empfinde: Nicht jedes Geschenk macht glücklich. Für uns feinfühlige Menschen, ist die Intention hinter der Gabe essenziell. Schwingen etwa Erwartungen an uns oder eine Art Pflichtgefühl des Schenkenden mit, dann schmälert das unsere Freude am Geschenk mächtig.
Was die Freude am Beschenktwerden für uns deutlich schmälern kann, ist überraschend vielfältig:
Wenn Geschenke mehr dem Schenkenden dienen
Es gibt Menschen, die es einfach lieben einzukaufen. Sie begeben sich voller Freude auf Schnäppchenjagd und geraten in Ekstase, wenn sie einen "guten" Preis verhandelt haben. Das sind wohl auch diejenigen, die mit Begeisterung zum Weihnachtsbummel aufbrechen und im größten Trubel Geschenke einkaufen.
Selbstverständlich gebe auch ich dann und wann gern Geld für etwas Schönes oder Nützliches aus und kann mich daran erfreuen. Ansonsten folge ich allerdings eher dem Trend zum Minimalismus und versuche, den eigenen Haushalt so überschaubar und plastikfrei wie möglich zu gestalten. Deshalb sind mir reich verpackte Geschenke von tendenziell einkaufssüchtigen Menschen zu Weihnachten oder zum Geburtstag nicht sonderlich recht. Schon gar nicht, wenn sie meinen Bestrebungen von Minimalismus und less waste entgegenlaufen.
Vielleicht geht es dir ähnlich und du hast wie ich manchmal das Gefühl, dass die Freude des Schenkenden am Kaufen, die vorweihnachtliche Hektik oder die Idee, etwas schenken zu müssen (weil man das zu bestimmten Anlässen eben so macht) beim Schenken überwiegt? Und dass aus diesen Gründen so manches sonderbare Stück in unsere überraschten Hände gedrückt wird? Ich ertappe mich in solchen Fällen immer dabei, verspannt zu lächeln und umgehend mit der Grübelei zu beginnen, wie ich dieses Geschenk einigermaßen respektvoll einem guten Zweck zuführen kann.
Und wie ist mit den überschwenglichen Schenkern umzugehen? Denen die uns besonders teure und große Geschenke machen. Denn auch wenn diese Schenkenden uns mit ihren teuren Geschenken ihre Liebe und Wertschätzung zeigen möchten, bleibt doch immer das fade Gefühl einer Dysbalance. Denn ich kann und will diese großen Geschenke nicht erwidern, mich nicht in den Kreislauf immer größerer und teurerer wechselseitiger Schenk-Orgien hineinziehen lassen. So hinterlässt ein solch großes Geschenk bei mir das Gefühl, etwas schuldig zu bleiben.
Und dann gibt es ja auch noch diejenigen, die mit ihren besonders großen und teuren Geschenken, eine Art emotionaler Erpressung zelebrieren. Aus Angst, den anderen zu verlieren, wird geklotzt statt gekleckert. Auf dass es sich der Beschenkte gut überlegt, sich zu trennen oder den Kontakt abzubrechen. Da verkrampft sich mir und wohl jedem feinfühligen Menschen das Herz. Denn wir mögen Begegnungen auf Augenhöhe und das Teilen ehrlicher Freude.
Mir drängt sich bei all diesen Formen des Schenkens immer das Gefühl auf, dass es den Schenkenden wohl sehr viel mehr um ihr eigenes gutes Gefühl als um das des Beschenkten geht. Nur ist das den freigiebigen Gebern selten bewusst. Und so wäre eine Ablehnung ihrer Geschenke in vielen Fällen arg brüskierend für sie. Also lächle ich tapfer und bedanke mich brav. Denn ich bringe es einfach nicht übers Herz, die Schenkenden vor den Kopf zu stoßen. Die hochsensible Harmonieliebe eben.
Über welche Geschenke sich Hochsensible wirklich freuen und wie sie selbst gerne schenken
Vielleicht kennst du das auch? Manchmal sieht man etwas und weiß sofort: DAS ist etwas für ... Man kauft es, man schenkt es und alle sind glücklich. Das geschieht spontan, aus dem Moment heraus, aus der Freude heraus. Das ist echt, authentisch und ehrlich. So schenke ich gern und so werde ich auch gern beschenkt. Aus dem Moment heraus und nicht, weil man zum Geburtstag oder zu Weihnachten eben etwas schenkt.
Und wenn ich mit anderen nicht nur hochsensiblen Menschen über das Schenken und Beschenktwerden spreche, dann sind wir uns an genau dieser Stelle immer sehr einig. Wir mögen das erwartungsfreie, pflichtfreie Schenken ohne emotionalen Ballast, ohne dass etwas an den Akt des Schenkens geknüpft wäre.
Und oft sind mir ein offenes Ohr, gemeinsam verbrachte, intensive, inspirierende oder entspannte Stunden, eine liebevolle Umarmung, ein gekochtes Essen, eine Fußmassage oder ein tiefer, ehrlicher Blick in die Augen, eine wahrhaftige Begegnung, geteilte Freude das allergrößte Geschenk. Das macht mein Leben reich! Das erfüllt mich zutiefst! Das schenkt mir Verbundenheit!
Herrlich, so wünsche ich mir Weihnachten.
Und du? Was schenkst du gern? Und wie wirst du gern beschenkt?
Und was tust du mit Geschenken, die so gar nicht passen?
Lebe deine zarte Stärke und hab eine bezaubernde (Vor-)Weihnachtszeit!
Alles Liebe, deine Inga
Das könnte dich auch interessieren
Wie du Familienfeste gut überstehst.
In meinem Spiritual Life Blog:
Rituale für die Sperrnächte und Rauhnächte (rund um Weihnachten).
Jahresgruppe & Ausbildung für HSP
Hier kannst du dein Wissen vertiefen & dich mit anderen HSP austauschen.
Lösung für individuelle Probleme
Einzelbegleitungen per Telefon oder Online-Meeting.
Shop für schöne & hilfreiche Dinge
E-Books, Bücher, Meditationen & mehr für dich auf inga-dalhoff.de.
Kommentar schreiben
Andrea (Donnerstag, 19 Dezember 2019 17:02)
Liebe Inga,
vielen, vielen Dank!!!!!
Was für ein kluger, einfühlsamer und schöner Artikel!! Du hast mir mitten aus meiner Seele gesprochen.
Ich glaube, dass es viele HSP's ähnliche Erfahrungen haben...