Oder warum Hochsensible vom Beamen träumen ;-)
Mein ökologisches Gewissen rät mir zum ÖPNV. Den nutze ich auch gern, nur wenn irgend möglich nicht zu Stoßzeiten. Denn die vielen Menschen unterschiedlichster Stimmung und Verfassung, Elektrostrahlung und die Geräuschkulisse machen den ÖPNV für mich sehr herausfordernd.
Autofahren ist aber schon länger keine wirkliche Alternative für mich. Zu aggressiv, zu hektisch, zu unvorsichtig geht es mir im Münchner Straßenverkehr zu.
Deshalb träume ich vom Beamen. Mich hier dematerialisieren und dort einszweifix wieder rematerialisieren. Das klingt nach einem entspannten und umweltbewussten Reisen. Herrlich! Träumst du auch vom Beamen?
Lies hier, was unsere mobile Gesellschaft, das Autofahre & der ÖPNV hochsensiblen Menschen abverlangt und wie du dich abgrenzen, schützen und von Fremdenergien reinigen kannst.
Was den ÖPNV so anstrengend für Hochsensible macht
Also für mich ist eine Fahrt mit U-Bahn, Tram oder Bus so:
Der eine Sitznachbar schweißelt ein wenig. Von hinten links sticht mir das penetrante Parfum einer aufgehübschten Frau in die Nase. Der Jugendliche mir gegenüber daddelt hektisch an seinem Handy. Der hinter mir Sitzende hört so laut Musik über seine Kopfhörer, dass ich mithören muss. Neben mir steht ein Anzugträger und hält mir beim Durchforsten seiner Social Media Accounts sein Handy fast an meine Schläfe. Bei jedem Geruckel stoße ich an meine direkten Sitz- und Stehnachbarn und umgekehrt. Einer hustet mich an, die nächste schminkt sich und bürstet ihr Haar auf meinen Mantel. Am Ende des Waggons ist jemand mit einer Tüte Fast Food eingestiegen und es breitet sich ein penetranter Geruch nach Fett und künstlicher Würze aus.
Die Durchsagen in der U-Bahn sind überlaut und nicht verständlich. Die Türen piepen, rumsen, leuchten - je nach Alter und Modell des genutzten Fahrzeugs. (Siehe auch "Hochsensibilität oder Hyperakusis - über die Sehnsucht nach Stille und warum Hochsensible empfindlich gegenüber Lärm sind.")
Die Stimmung im Wagon, im Bus oder in der Tram ist meist angespannt, ein einziges Tohuwabohu aus Emotionen, Gedanken, Anspannung oder Schutzhaltungen und Fassadenschau. Am Bahnsteig wird gedrängelt, geschupst und aneinander vorbeigeschaut. Und so manches Mal warte ich in einer Menge Autolärm und Abgasen auf die Tram oder den Bus während die aus irgendeinem Grund immer nur mit einer Person besetzten Zweitonner an mir vorbeiSUVen.
Für mich ist das alles ein kleiner Alptraum. Ein Zuviel von allem. Ein Overload für meine Sinnesorgane. Eine riesige Herausforderung bei mir zu bleiben, im Kontakt mit meiner Freude und meinem Herzen zu bleiben, mich nicht überwältigen zu lassen von all den Eindrücken.
Je nach Tagesform und Belastung gelingt mir das bei mir Bleiben ganz gut - leider nicht immer. Als Hochsensible bin ich zu einem azyklischen Wesen geworden, das die Lücken nutzt, außerhalb der Stoßzeiten unterwegs ist oder den "anderen entgegen fährt". Ich rätsle, wie andere das tagtäglich schaffen.
Und wie geht es dir mit dem ÖPNV?
Was Autofahren und Radfahren für Hochsensible so anstrengend macht
Gut, es muss ja nicht immer der ÖPNV sein, denke ich mir immer wieder beherzt und kurzzeitmotiviert. Auch mit dem Radl kommt man voran oder man nimmt das Auto und ist ganz flexibel. Oder etwa nicht? Für mich eher nicht. ;-)
Als Radfahrerin habe ich oft das Gefühl Freiwild zu sein. Bin dauerangespannt, weil ich mich darum sorge, ob mir ein Fußgänger unbedacht vors Radl läuft oder ob mich ein Autofahrer beim Abbiegen übersieht. In der Stadt stehe ich ständig an irgendeiner Ampel und atme die Abgase der ein Personen besetzten Riesenkarossen ein.
Als Autofahrer wiederum fühle ich mich oft gehetzt, gedrängelt, zum Schnellfahren genötigt. Mein Adrenalinpegel fühlt sich beim Autofahren während der Stoßzeiten an wie der eines Kampfjetpiloten. Ich komme nie in den Flow, weil ständig irgendwo jemand einschert, weil hier ein Radfahrer und dort ein Fußgänger unterwegs ist. Ich stehe gefühlt nur an Ampeln, im Stau oder in zäh fließendem Verkehr herum oder fürchte auf dem Land um mein Leben. Denn dort habe ich das Gefühl bilden sich die Autorennpiloten der Zukunft aus, erproben die Straßenlage in Kurven und testen die Grenzen ihres Autos und ihrer Selbstüberschätzung maßlos aus. Puh, ist das anstrengend!
Was das Autofahren angenehmer als den ÖPNV und das Radln macht: Ich sitze allein in meiner Blechbüchse, die mir einen Puffer, einen Kokon, einen Schutzraum bietet und deren Innenraum ich nach meinem Gutdünken gestalten kann.
Dennoch bin ich nach einer Autofahrt unter vielen Autofahrern oftmals total geschafft oder so auf Adrenalin, dass ich erst einmal die komplette Wohnung putze, um wieder herunter zu kommen. Zugegeben, das mit dem Aufräumen ist ein durchaus nützlicher Nebeneffekt aber dann doch nicht ganz nach meinem Geschmack.
Tipps für entspanntes Autofahren & Reisen mit dem ÖPNV
Meine liebsten Tipps für die liebevolle Selbstfürsorge und den "Schutz" vor einem Zuviel an Sinneseindrücken habe ich dir in zweien meiner Artikel schon einmal vorgestellt. Schau mal hier:
=> Selbstschutz für Hochsensible
=> Was ist gesunder Selbstschutz für Hochsensible?
Sehr entspannend und reinigend empfinde ich nach einer "reizvollen" Fahrt das Ritual des Händewaschens, des Kleiderwechselns, des Duschens oder des Klangbadens. Mein Freund hat mir einmal ein Koshi Klangspiel geschenkt. Wundervoll! (Die Koshi-Klangspiele gibt es in 4 Klängen, die den Grundelementen zugeordnet sind.*) Damit umkreise ich mich und bringe mich und mein Feld wieder in eine harmonische Schwingung. Das funktioniert natürlich auch mit Musik, Klangschalen oder dem Selbersingen. :-)
Und dann bleibt da noch der Traum vom Beamen
Mit anderen Hochsensiblen habe ich unser Sein in einer mobilen Gesellschaft oft beleuchtet. Und immer hat sich diese Erleichterung in unser aller Augen gezeigt, wenn wir erfuhren, dass sich die meisten von uns mit dem ÖPNV, dem Auto- oder Radlfahren oftmals schwertun.
Deshalb: Lasst uns doch noch ein wenig vom Beamen träumen! Dann wird es vielleicht bald schon Realität - für uns oder für unsere Kinder und Enkelkinder. Denn was wir im Geiste erschaffen, benötigt ja nur noch die materielle Verdichtung, um Realität zu werden. ;-)
Ich gebe die Hoffnung nicht auf! Demnächst werde ich ganz umwelt- und nervenschonend reisen. Mal schnell zu Mutti auf einen Kaffee. Mal fix ans Meer. Oder mal nach Asien? Da war ich noch nie.
Und wovon träumst du so?
Alles Liebe,
lebe deine zarte Stärke,
deine Inga
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Frank B. (Freitag, 31 Juli 2020 11:16)
Liebe Inga,
seit zwei Tagen lese ich beglückt Deine Artikel - fand Dich zufällig auf Pinterest. Mir wird mit jedem Eintrag leichter ums Herz, da ich mich bis ins Detail gespiegelt sehe und verstanden fühle - endlich mal...
Dein ÖPNV - Text gefällt mir besonders, die köstliche Drastik der Schilderung - so befreiend! ( Als Bewohner unserer schönen Hauptstadt könnte ich bezügl. Drastik die Münchner Situationen lässig toppen...�)
Ganz herzlichen Dank für Deine wunderbare Arbeit - Frank
Inga Dalhoff (Freitag, 31 Juli 2020 15:20)
Lieber Frank,
oh wie schön, deine Zeilen zu lesen. Meine Besuche in Berlin liegen einige Jahrzehnte zurück. Und damals schon war mir schnell klar: So inspirierend Berlin auch sein mag, für mich ist die Quirligkeit dieser Stadt eine Nummer zu groß. ;-) So kann ich mir sehr gut ausmalen, dass deine ÖPVN-Erfahrungen vor Ort die meinen reichlich toppen. :-)
Hab trotz allem eine schöne Zeit und viel Freude beim möglicherweise weiteren Durchforsten meiner Blogartikel. .-)
Alles Liebe, deine Inga
Perra (Montag, 05 Februar 2024 15:42)
Ja, da kann ich nur aus ganzem Herzen zustimmen.
Ich sitze auch gerade wieder in einem ICE zwischen Salzburg und Köln und habe bereits unzählige Male den Platz gewechselt, weil ständig andere Fahrgäste zu laut, zu geruchsintensiv, zu hustend, niesend, nasehochziehend, telefonierend, etc. sind. Jetzt sitze ich mal wieder in der Ruhezone, in der gerade jemand zwanzig Minuten lang neben mir telefoniert hat - zwar im Flüsterton - aber bitte, das hört man als HS natürlich trotzdem überlaut. Und im geschlossenen Müllbehälter an meinem Platz müffelt ein Apfelbutzen vor sich hin, das ertrage ich auch nur schwer. Eigentlich liebe ich Zugreisen, aber es ist oft ein verzweifeltes Taumeln und Wechseln, ein beständiges Auf-der-Suche-sein nach einem störungsfreien Plätzchen, ein Hin- und Her zwischen Pest und Cholera. Dabei möchte ich doch eigentlich nur aus dem Fenster schauen und meinen Gedanken nachhängen können. Wohltuend zu lesen, dass ich mit meiner "Krankheit" nicht alleine bin.
Herzliche Grüße Perra
Inga Dalhoff (Dienstag, 06 Februar 2024 09:40)
Liebe Perra,
von Herzen Danke für dein Teilen. In deinen Erfahrungen finden sich bestimmt viele Leser:innen wieder.
Ich danke derzeit täglich dafür, dass ich den Luxus genießen darf, von daheim aus zu arbeiten. Keine täglichen Fahrten zum Arbeitsplatz. Keine langen Anreisen zu Seminarorten, weil ich online arbeiten darf. Auch das hat so seine Tücken, ist für mich aber dennoch ein großer Gewinn an Zeit, Freiräumen und stressfreien Arbeitsbedingungen.
Ich hoffe, du bist gut an deinem Ziel angekommen und hast die Fahrt einigermaßen gut hinter dich gebracht.
Alles Liebe, mögest du immer in deiner zart starken Kraft bleiben können,
deine Inga